Davidi: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde“
Von Interview
inInterview – Davidi Kitai über sein drittes Bracelet bei den World Series of Poker.
Foto: Stéphane Matheu
Winamax: Nur zwei Wochen nach deinem Triumph beim SISMIX und nur 4 Tage nach deiner Ankunft hier in Las Vegas gewinnst du das erste Turnier, an dem du teilnimmst. Wenn man so viel Erfolg hat, denkt man da nicht manchmal darüber nach, die Sachen etwas ruhiger anzugehen, nach dem Motto „Okay, ich habe meine Ziele erfüllt, jetzt muss ich nicht mehr jeden Tag spielen“?
Davidi Kitai: Dass es so schnell gehen würde, hätte ich auch nicht erwartet… Aber einige Turniere will ich auf keinen Fall verpassen! Nach zwei Siegen innerhalb von zwei Wochen bei Shorthanded-Turnieren will ich jetzt natürlich auch am kommenden 6-Max Turnier mit 5.000 $ Buy-in teilnehmen. Insgesamt werde ich aber wohl ein paar Turniere weniger spielen. So kann ich dann mit anderen belgischen Spielern hier in Las Vegas die Spiele der Roten Teufel bei der WM verfolgen!
Winamax: Bei jedem deiner drei WSOP-Erfolge war dein Vater vor Ort…
Davidi Kitai: Mein Vater folgt mir nicht… Eigentlich folge ich ihm! Er fährt jedes Jahr seit 30 Jahren nach Las Vegas. Während der Final Table ist er noch aufgeregter als ich. Ich sag ihm immer, dass er sich nicht stressen soll, schließlich ist es für seine Gesundheit nicht gut. Aber er antwortet mir immer, dass sein Arzt ihm gesagt hätte, Stress sei positiv!
W: In wie fern hat dein Sieg beim SISMIX deinen WSOP-Erfolg vereinfacht?
D: Je weniger Spieler an einem Tisch sitzen, desto wichtiger ist es, viel Selbstvertrauen zu haben. Du kannst dir vorstellen, dass ich mit einer Menge Selbstvertrauen nach Vegas gekommen bin! Außerdem finden auf Winamax zahlreiche Shorthanded-Turniere teil. Ich glaube, wir haben in diesem Bereich mehr Erfahrung als die Amerikaner.
W: Als es nur noch zwei Tische waren, saßest du neben Phil Helmuth. Laut verschiedenen Berichten hatte es euer Gespräch in sich gehabt…
D: Alles war genau so, wie es erzählt wurde! Ich hatte Position auf Hellmuth und habe mehrere Pötte gegen ihn gewonnen, ohne meine Karten zeigen zu müssen. Dann hat er angefangen, sich aufzuregen: „Der Crazy Frenchman nimmt mir mein 14. Bracelet weg! Deine Chancen, dieses Turnier zu gewinnen, stehen gleich null!“
W: Und dann fragt ein anderer Spieler aus Spaß, ob du schon einmal ein Turnier gewonnen hast…
D: … Und Hellmuth unterbricht ihn: „Natürlich nicht, der hat noch nie ‘nen Turnier gewonnen!“ [Davidi lacht] Der führt ‘ne Menge Trashtalk! Aber es hat mich nicht gestört, dass er mich nicht kennt… Ich habe ihn auch zum keinem Zeitpunkt widersprochen!
W: Der Moment, an den sich alle erinnern, ist deine Hand gegen Anthony Ruberto. Ihr wart nur noch drei und du callst Flop, Turn und River gegen ihn. Er hatte 8 high und war sich sicher, dass du seine Karten gesehen hast!
D: Die Hand war eigentlich relativ easy zu spielen, aber wegen dem Live-Stream wurde viel darüber diskutier! Um meinen Gedankenverlauf zu erklären: Ich habe am Button gelimpt, der Spieler im Big Blind ist mitgegangen und Ruberto hat gecheckt. Flop: A-10-J mit zwei Karos. Anthony donk-bettet. Da wusste ich schon, was er haben könnte. Er war nicht gut genug, um mir einer guten Hand zu donk-betten. Er konnte also nur einen Draw haben, also 8-9, D-9, oder Karos. Turn: Noch ein Kreuz. Jetzt habe ich einen Draw. Ich gehe seine Bet erneut mit. River: eine weitere 10. Er setzt erneut…
W: … Du hattest die beste Hand am Flop und hast immer noch die beste Hand: Die zweite 10 hat nichts geändert…
D: In dieser Situation noch einmal zu setzen war kein sehr guter Bluff. Ich bin erneut mitgegangen und er konnte nicht verstehen, wieso. Irgendjemand hat dann gesagt: „Gib seinen Namen mal in Youtube ein!“. Am Final Table habe ich einen Call mit einer hohen Karte gemacht und am Anfang des Turniers habe ich 3 Barrels mit einem Paar Zweier gegen Andrew Lichtenberger gezahlt.
W: Dein Ruf beruht auf unglaubliche Hero Calls. Aber es kann doch nicht immer klappen, oder? Wir wollen die Wahrheit wissen…
D: Mein Hero calls sind ganz gut, das stimmt… Ich sollte ein bisschen mehr meine Hero Folds trainieren! Ich muss zugeben, dass ich irgendwie eine Calling Station bin. Am River basiere ich mich oft auf Wahrscheinlichkeiten. Ich gehe also öfters mit, als das ich folde. Mit meinem Heads-Up bin ich nicht besonders zufrieden. Ich habe nicht sehr gut gespielt als wir drei Spieler waren, und auch nicht zu Beginn des Heads-Up. Mein Gegner war sehr, sehr gut: Wir hätten Stunden weiterspielen können! Ich bin eigentlich ein relativ tighter Spieler, aber wenn ich in den Krieg ziehe, dann folge ich meinen Reads und kann auch mal außergewöhnliche Spielzüge machen!
Danke Davidi, und viel Glück für die zweite Halbzeit der WSOP!